Rundbrief I / 2011 - Attacken gegen die Gehsteigberatung

 

"Wir helfen leben!"

 

„50 bis 80 Kinder werden jährlich sterben,

wenn diese Entscheidung bestehen bleibt!“

Karfreitagsgebetswache vor der Münchener „Stapf-Klinik“

sagte Wolfgang Hering mit entsetz-
tem Blick und schmerzendem Herzen den Mitarbeitern des Kreisverwal-
tungsreferates der Landeshauptstadt München, als sie ihn am Donnerstag, 31. März mit dem Entschluss kon-
frontierten, die Gehsteigberatung vor der Stapf-Klinik zu untersagen: „Wir fordern Sie daher auf, keine Person mehr auf eine Schwanger-
schaftskonfliktsituation anzuspre-
chen oder diesen unaufgefordert Broschüren, Bilder oder Gegenstände zu diesem Thema zu zeigen oder zu überreichen, also keine sogenannten „Gehsteigberatungen“ mehr durch-
zuführen…“, so das inzwischen einge-
gangene Schreiben der Stadt Mün-
chen mit dem Betreff „Sicherheits-
rechtliche Anordnung zur Untersagung der sog. Gehsteigberatung im Bereich der Fäustlestraße“.

Sehr geehrte, liebe Brüder und Schwestern in Christus,

um 11 Uhr 30 erhielt ich an jenem traurigen Donnerstag einen Anruf aus dem Kreisverwaltungs-
referat mit der Bitte, möglichst „heute noch vorbeizukommen, weil etwas Wichtiges zum Thema Gehsteigberatung zu besprechen ist“. Warum so eilig? fragte ich mich auf dem Weg zum KVR. Die vier anwesenden Gesprächspartner lobten zunächst die nun fast zwölf Jahre andauernde, gute Kooperation mit dem Lebenszentrum und seinen Mitarbeitern. Nachdem ich einige Fragen zu unserem Dienst vor der Abtreibungsklinik beantwortet hatte, wurde mir mitgeteilt, dass das Ansprechen von Passantinnen in einem möglichen Schwangerschaftskonflikt „einen wesentlichen Eingriff in die Intimsphäre und damit in das allgemeine Persönlichkeitsrecht nach Artikel 2 Absatz 1 Grundgesetz (GG) in Verbindung mit Artikel 1 Absatz 1 GG (Die Würde des Menschen ist unantastbar) darstellt.“ Die Würde des ungeborenen ungeborenen Menschen im Mutterschoß wurde nicht erwähnt. Dabei sagt unser Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung vom 28. Mai 1993 zum Schwangerschaftsabbruch (dieses Urteil unseres höchsten Gerichtes bildet die rechtlich verpflichtende Grundlage für alle Gesetze und Verordnungen zum Thema Lebens-
schutz/Schwangerschaftskonflikt) gleich im ersten Leitsatz zur Urteilsbegründung:
„Das Grundgesetz verpflichtet den Staat, menschliches Leben, auch das ungeborene, zu schützen. Diese Schutzpflicht hat ihren Grund in Art. 1 Abs. 1 GG… Menschenwürde kommt schon dem ungeborenen menschlichen Leben zu. Die Rechtsordnung muss die rechtlichen Voraussetzungen seiner Entfaltung im Sinne eines eigenen Lebensrechtes des Ungeborenen gewährleisten. Dieses Lebensrecht wird nicht erst durch die Annahme seitens der Mutter begründet.“ – Leitsatz 4: „Der Schwangerschaftsabbruch muss für die ganze Dauer der Schwangerschaft grundsätzlich als Unrecht angesehen und demgemäß rechtlich verboten sein. Das Lebensrecht des Ungeborenen darf nicht, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit, der freien, rechtlich nicht gebundenen Entscheidung eines Dritten, und sei es selbst der Mutter, überantwortet werden.“ Im 5. Leitsatz spricht der höchste Gerichtshof unmissverständlich von der „mit dem Schwangerschaftsabbruch einher-
gehenden Tötung des Ungeborenen“, und der Leitsatz 10 lautet: „Der Schutzauftrag verpflichtet den Staat ferner, den rechtlichen Schutzanspruch des ungeborenen Lebens im allgemeinen Bewusstsein zu erhalten und zu beleben.“

Es erfüllt mich mit Trauer und Schmerz, dass hier in München dieser rechtliche Schutzanspruch viel zu kurz kommt und es entspann sich eine leidenschaftliche Debatte, in deren Verlauf klar wurde: das KVR hatte vor seiner Entscheidung keine Frauen gehört, die froh und dankbar sind, dass wir sie vor der Stapf-Klinik angesprochen haben – denn sonst würden heute ihre Kinder nicht leben!! Die Entscheidung war sozusagen am grünen Tisch gefallen, ohne den Sachverhalt vor Ort genau zu kennen. Schon das Landgericht München I hatte am 25. Juli 2006 die Klage „Stapf gegen Lebenszentrum“ zurückgewiesen. Die Gehsteigberatung wurde von der Kammer in mehr als achtstündiger Beweisaufnahme akribisch durchleuchtet, auch mit von Herrn Stapf benannten Zeugen. Für den Richter gab es allerdings nichts zu beanstanden, ebenso wie für die Polizei, die unsere Arbeit schon im Jahr 2000 mit Zivilbeamten sechs Monate observiert hatte.

Der viersprachige Wladislaw (Russisch, Deutsch, Englisch, Polnisch) war besonders geeignet für die freundliche Ansprache des multinationalen Publikums vor Deutschlands größter Abtreibungsklinik. Er und sein betender Freund Oleg waren aus Minsk/Weißrußland angereist, um die Münchener Gehsteigberatung kennenzulernen und zu trainieren.

Zurück ins KVR: Erst nach meiner dreifach ausgesprochenen Bitte, sich jene dankbaren Mütter und Väter persönlich anzuhören, sagte der Hauptgesprächspartner zu. Heute fand dieser Termin im Lebenszentrum statt! Ehrlich gesagt: ich habe Achtung vor diesem jungen Juristen, dass er gekom-
men ist, um zuzuhören und diese bewegenden und authentischen Erfahrungsberichte zu prüfen.

Babyrettungs-Zeugnisse von fünf Müttern und zwei Vätern finden Sie in unserer Beilage „Ihre Spende lebt“. An der Entscheidung der Landeshauptstadt München wird sich aller Voraussicht nach dennoch nichts ändern! Bitte beten Sie für diese jungen Menschen vom KVR, damit sie nicht zum Spielball politischer Interessen von oben werden. Bitte beten und fasten Sie für uns alle hier und in Freiburg, wo die Gehsteigberatung bereits seit 16. Februar per Verfügung des Amtes für Öffentliche Ordnung verboten wurde. Dort ist das juristische Gefecht beim Verwaltungsgericht bzw. Oberverwaltungsgericht Baden-Württemberg bereits in vollem Gange. Selbstverständlich müssen wir auch die in München anstehende Entscheidung juristisch anfechten, um sowohl die zusätzliche Tötung ungeborener Kinder als auch die schwere Traumatisierung der Mütter durch Abtreibung zu verhindern. Dazu brauchen wir einen langen Atem – auch finanziell! Darf ich Sie höflich um ein großzügiges Oster-Opfer bitten? Denn in der Osterwoche steht auch noch ein Hilfsgütertransport für Mütter und Kinder ins wirtschaftlich zur Zeit arg gebeutelte Rumänien an, den wir trotz Anwalts- und Gerichtskosten auf keinen Fall abblasen wollen.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest, verbunden mit der herzlichen Einladung zur Karfreitags-Gebetswache sowie zur Auferstehungsvigil am Osterdienstag (s. letzte Seite „Termine“) und nicht zuletzt zum großen Gebetszug „1000 Kreuze für das Leben“ am Samstag, 21. Mai in München. Bitte zeigen Sie öffentlich Flagge für den Lebensschutz unserer Kleinsten, ob in München oder den annähernd 30 anderen „Gebetszugsstädten“ in Deutschland! Im Gebet mit Ihnen verbunden – Gott segne Sie und Ihre Familien!

Wolfgang Hering
München 13. April 2011

P.S. Inmitten der Traurigkeit ein Licht der Freude: soeben hat Bischof Franjo Komarica, der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Bosnien-Herzegowina, definitiv zugesagt, uns am Freitag, den 15. April im Lebenszentrum zu besuchen und hier eine Heilige Messe in unseren Anliegen zu zelebrieren. Wir danken Dir, guter Vater im Himmel, für dieses Zeichen der Ermutigung. Am 4. Mai darf ich auf Einladung von Bischof Franjo unser
Apostolat in Banja Luka öffentlich vorstellen.

"Lebens-Helfer" - Helmut Martens

Ein leidenschaftlicher geistlicher Kämpfer für das Leben

geb: 23.10.1939, pensionierter Studiendirektor am Berufskolleg in Gummersbach
(Fächer: Maschinenbau und Religion)

Nach seiner Pensionierung hörte Helmut von einem Seminar für Vigilleiter in München. Da er schon 15 Jahre für die Ungeborenen gebetet hatte, fuhr er hin. Dort traf er Monsignore Reilly, Wolfgang Hering und Waltraut Mästle aus Köln. Inspiriert durch das Gebet vor der Stapf-Klinik beschloß Helmut gemeinsam mit Waltraut die Vigilien in Köln zu organisieren. Eine erste Gebetsvigil hatte Waltraut bereits durchgeführt. Zur zweiten im Sommer 2001 in St. Andreas (neben dem Dom) kamen ca. 90 Teilnehmer. Am 10.11.2001 berichtete sogar die „Bild“-Zeitung über das Gebet vor der Abtreibungsklinik. Als die Gebetsgruppe St. Andreas nach einigen Monaten verlassen musste, begann die Suche nach einer neuen Kirche. Kardinal Meisner persönlich vermittelte eine Pfarrei in Köln-Nippes, in der bis heute die Vigilmessen stattfinden. Helmut Martens hatte die Gebetsvigilien dem Pfarrer und einigen Vertretern des Pfarrgemeinderats und der Kirchenverwaltung vorgestellt. Diese Geschwister im Glauben bekundeten einstimmig, dass es gut sei, die Vigilien in ihrer Pfarrei durchzuführen. Einige Monate später verstarb Waltraut Mästle an einem Gehirntumor. Seitdem ist Helmut alleiniger Vigilleiter. Doch damit nicht genug: Am 28. Dezember 2001, dem Fest der Unschuldigen Kinder, gründete er mit Unterstützung des dortigen Dekans die Vigil in
Gummersbach. In der ersten Zeit reagierte die Krankenhausverwaltung gereizt. Inzwischen war aus dem Umfeld des Klinikums zu hören, dass bei mehreren Ärzten der Unmut über die vorgeburtlichen Kindstötungen steigt. Im Juni 2008 startete „Helmut Unermüdlich“ die Vigil am Bonner Venusberg. In der dortigen Uni-Klinik werden Abtreibungen und Embryonenforschungen durchgeführt. In Essen und Münster half Helmut des öfteren aus, als die Vigilleitung zeitweise unbesetzt war. Versuche, in Wuppertal und Düsseldorf Vigilien zu gründen, waren bisher nicht erfolgreich, weil sich dort (noch) keine Helfer vor Ort gefunden haben. Der routinierte Vigilgründervater befindet sich stets in den Startlöchern, um auch an anderen Orten Vigilien ins Leben zu rufen. Der eifrige Lebenshelfer hat nicht nur drei Vigilien, sondern noch eine zusätzliche Rosenkranzprozession für das Leben in Köln mit angeschoben.
Höhepunkte der vielen Prozessionen für das Leben, die Helmut schon organisiert und miterlebt hat, waren die beiden Vigilmessen mit Weihbischof Dr. Klaus Dick in Köln und die überwältigende Weltjugendtagsvigil 2005, als er mit Monsignore Philip Reilly und ca. 400 Jugendlichen aus aller Welt betend und singend durch die Straßen Düsseldorfs zog.

Helmut Martens ist eine beharrliche und dadurch in Gebet und Wort erfolgreiche Kämpfernatur für das Leben. Hin und wieder ergaben sich auch temperamentvoll geführte Debatten mit Wolfgang Hering um den richtigen Weg des Apostolates und seiner Strukturen. Letztendlich fanden die beiden um der heiligen Sache willen stets wieder zusammen. Über die Gründungsvigil in Bonn berichtet Wolfgang Hering: „Wir haben uns bei der gemeinsamen Vorstellung des Apostolates vor dem Pfarrer und den anwesenden Vigilteilnehmern in derart übereinstimmender Manier die Bälle zugespielt, daß der Geistliche uns wirklich gerne und mit Überzeugung seine Kirche zur Verfügung gestellt hat. Ich bewundere Helmut sehr, weil er trotz aller externen Widerstände gegen das Apostolat und interner Meinungsverschiedenheiten mit mir niemals aufgegeben hat, der Sache des Lebens hingebungsvoll zu dienen.“

 

Karfreitags-Gebetswache in München

 

Karfreitags-Gebetswache