Es war ein totaler Schock ...

Vater mit seinem Kind

… als meine Freundin mir erzählte, dass sie schwanger sei.

Ich hatte gerade mein Psychologie-Studium begonnen und sie war im ersten Jahr der Ausbildung als Krankenschwester. Wie also sollten wir es schaffen, für unser Kind zu sorgen?

Ich fühlte mich einfach noch nicht reif genug, diese Verantwortung als zukünftiger Vater zu übernehmen. Für mich war die Sache ganz klar, dieses Kind musste weg. Meine Freundin war ein wenig hin und her gerissen, einerseits wollte sie dieses Kind auf keinen Fall, doch ich sah, dass sie sich auch irgendwo freute.

Wir hatten endlose Diskussionen und ich sprach auch mit meinen besten Freunden und meinen Eltern darüber. Überall hörte ich dasselbe: Du bist noch nicht reif genug, beende erst mal dein Studium, dann könnt ihr ja immer noch Kinder bekommen usw. usw. . . Wir hatten uns nun beide zu einer Abtreibung entschlossen.

Die letzte Nacht vor der geplanten Abtreibung plagten mich Gewissensbisse und so fuhr ich am nächsten Morgen ziemlich verstört mit meiner Freundin nach München zum Abtreibungsarzt. Ich hoffte, dieser Tag würde schnell vorübergehen. Meiner Freundin ging es ähnlich und so sprachen wir auf der gesamten Autofahrt kein einziges Wort miteinander, als würden wir zu einer Beerdigung fahren.

Wir waren sehr in Eile, da wir um 11 Uhr den Abtreibungstermin hatten, und die Münchner Straßen mal wieder voller Verkehr waren. Als wir etwas verspätet in der Straße der Abtreibungsklinik ankamen, fanden wir erst einmal keinen Parkplatz und so entschied meine Freundin, schon hineinzugehen, während ich noch einen Parkplatz suchte.

Als ich dann einen Parkplatz gefunden hatte, machte ich mich mit unsicherem Gefühl auf den Weg zur Abtreibungspraxis. Schon von weitem sah ich eine junge Frau im Gespräch mit einem jungen Paar stehen, machte mir darüber aber weiterhin keine Gedanken.

Das Paar lief weiter und schon lief diese hübsche junge Frau freundlich lächelnd und zielstrebig auf mich zu. Unsicher lächelte ich zurück und irgendwie war ich angesteckt von der natürlichen Freude, die sie ausstrahlte.

Es war das erste Lächeln, das ich an diesem trüben Tag sah. Sofort sprach Maria (deren Namen ich später erfuhr) mich an. Sie bot mir Hilfe an und fing an, mich über das Wachstum des Kindes im Mutterleib aufzuklären. Sie zeigte mir Bilder und betonte immer wieder, dass wir doch schon Eltern seien und uns der Verantwortung stellen müssten.

Ich fing an mit ihr zu diskutieren, doch auf jedes meiner Argumente gab sie mir ein Gegenargument, welches so gut formuliert war, dass ich sie nicht provozieren konnte, sondern einsehen musste, dass sie die Wahrheit sprach.

In einer sehr liebevollen Art bat sie mich immer wieder, meine Freundin schnell herunter zu holen. Ich war hin und her gerissen und stand noch etwas unschlüssig herum. Maria sah die nächsten Leute kommen und sagte noch schnell zu mir: „Bitte komm, geh’ hoch und hol sie runter; ich weiß, dass ihr es schaffen könnt. Sei ein richtiger Mann und steh zu deinem Kind, ich flehe dich an! Lasst Euer Baby leben und mit jedem Lächeln wird es Euch dafür danken!“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie wandte sich ab, um auf die nächsten Leute zuzugehen.

Mir lief ein Schauer den Rücken runter. Wie konnte diese junge Frau um mein Kind weinen?

Plötzlich fing ich an zu rennen, ich rannte in die Stapf-Klinik hinein, schrie die Frau an der Anmeldung an, wo meine Freundin sei. Die war soeben aufgerufen worden und im Behandlungszimmer. Ich rannte in das Zimmer und sah meine Freundin weinend auf dem Bett liegen. Ich schloss sie in die Arme und wusste, dass es noch nicht zu spät war. Ich sagte zu ihr, dass wir sofort die Klinik verlassen müssten, um unser Kind leben zu lassen.

Sie strahlte mich an und konnte gar nicht glauben, dass ich das ernst meine. Gemeinsam verließen wir die Klinik und dankten Maria für ihre Hilfe.

Jetzt ist unser Sohn Lukas 3 Monate alt und mit jedem Lächeln denke ich voller Dankbarkeit an Maria und den Beter, der damals vor der Klinik stand, zurück, denn ich weiß, dass ohne die Beiden unser Kind nicht leben würde.