Das Papst-Baby
Es war ein sonniger Vormittag im Juni 2005. Seit zwei Stunden war ich vor der Stapf-Klinik in München und beriet die Frauen.
Es war wenig los und so betete ich, dass uns der liebe Gott doch heute ein Baby schenken möge. Ich fing an, in polnischer Sprache Ave Maria zu beten und bat Papst Johannes Paul II., dass er uns vom Himmel helfen möge. Ich erinnerte mich an die Beerdigung, bei der Kardinal Ratzinger in der Predigt sagte, dass der Heilige Vater am Tor des Himmels steht und uns segnet. Ich schaute zum Himmel und bat ihn, alle Frauen in Not zu segnen.
Da sah ich eine junge Frau, die langsam in Richtung Klinik ging. Ihr Blick war gesenkt und sie bewegte sich recht langsam, beinahe zögerlich. Ich ging ihr entgegen und hielt ihr freundlich unser Faltblatt hin: „Schwanger? Verzweifelt? – Wir helfen Dir!“. Sie blieb stehen und blickte mich mit ihren großen Augen an. Ich begann, sie über das Wachstum des Kindes im Mutterleib aufzuklären. Interessiert hörte sie zu. Des weiteren sprach ich über die Risiken und Komplikationen einer Abtreibung. Auch über die psychischen und psychosomatischen Folgeleiden klärte ich sie auf.
Sie erzählte, dass sie „Irina“ (Name geändert) heiße und halb Russin, halb Polin sei. Sofort kam mir der verstorbene Papst wieder in den Sinn und ich fragte sie, ob sie Johannes Paul II. mag. Sie bejahte dies und fragte mich, welcher Pole ihn wohl nicht mochte. Ich fragte sie, ob sie denkt, dass Johannes Paul wohl glücklich über Abtreibung sei? „Nein“ war ihre klare Antwort.
Wir sprachen über 30 Minuten auf dem Gehsteig miteinander. Irina wurde unruhig und sagte: „Ich muss jetzt rein gehen, ich verpasse gerade meinen Termin!“ Ich nahm Irina an der Hand und führte sie einfach an der Abtreibungsklinik vorbei ins Lebenszentrum. Sie war total überrascht, wehrte sich aber nicht dagegen.
Im Lebenszentrum sprach Irina noch mit unserer Leiterin Ursula Metsch, die ihr ein Photo zeigte, auf dem Kardinal Ratzinger Papst Johannes Paul II ein Kreuz hinhält und dieser es küsst. „Die Schwangerschaft ist für dich ein Kreuz und du kannst es annehmen und küssen, wie der Papst, oder es ablehnen.“
Irina fing an zu weinen. Sie rief ihren Ehemann an und sagte ihm, dass sie nicht abtreiben könne. Seine Reaktion war positiv. „Komm heim! Auch wenn wir nicht viel Geld haben: Gemeinsam werden wir das mit unserem Kind schon schaffen!“ Irina war erleichtert, die schreckliche Angst vor der Abtreibung war weg.
Als sie später noch den Wunsch hatte, in die Kapelle zu gehen, beteten wir dort gemeinsam „Ave Maria“ auf polnisch und dankten dem Heiligen Vater.