Es gibt immer eine Lösung!

Mutter mit Neugeborenen

Als ich im November 2003 endgültig feststellte, dass ich schwanger bin, war ich darüber nicht froh. Ich steckte sowohl finanziell wie auch familiär in einer äußerst schwierigen Lage. Ich traf die Entscheidung, das Kind nicht auszutragen, weil ich keinen anderen Ausweg wusste.

Mit einer Freundin begab ich mich ins Krankenhaus und wurde dort von einem Arzt gynäkologisch untersucht. Er bestätigte die Schwangerschaft und gab mir ein Ultraschallbild von meinem Baby. Der Arzt sagte mir, er mache keine Schwangerschaftsabbrüche und gab mir die Adresse einer weiteren Ärztin.

Ich begab mich sofort zu dieser Ärztin. Sie sagte zu mir: „Das mache ich nicht. Das kann ich nicht machen. Das ist Tötung.“ Sie gab mir dann einige Adressen. Unter anderem war dort die Adresse vom Herrn Stapf. Da die Praxis in der Nähe meiner Wohnung lag, entschied ich mich, es dort zu versuchen.

Beim Herrn Stapf angekommen, übergab ich ihm die Ergebnisse der Untersuchung in Gräfelfing samt des Ultraschallbildes. Er schaut die Papiere an. Er war freundlich und höflich, hatte allerdings den Eindruck gemacht, sehr in Eile zu sein. Daraufhin hat Herr Stapf mich untersucht. Das war keine gynäkologische Untersuchung. Er tastete lediglich den Bauch von außen ab, um die Größe des Kindes festzustellen. Er sagte zu mir, dass er den Eingriff vornehmen kann, ich müsse ihm allerdings vorher eine Bestätigung von der Schwangerschaftsberatungsstelle bringen, die angibt, welche Gründe bei mir vorliegen. Er hat mir keine Fragen gestellt. Ich stellte auch keine Fragen. Die Untersuchung ging sehr schnell vonstatten. Ich habe in meinem ganzen Leben keine so schnelle Untersuchung erlebt.

Daraufhin ging ich zur Beratungsstelle. Die Beraterin hat stundenlang mit mir geredet. Sie versuchte einen Weg zu finden, wie ich das Kind behalten könnte. Ich konnte nur noch weinen und bat sie, mir den Beratungsschein auszustellen. Sie stellte mir den Schein aus und bot mir nochmals Hilfe an. Für mich gab es allerdings keinen anderen Ausweg als den einer Abtreibung.

Am nächsten Tag, gleich in der Frühe, ging ich zum Herrn Stapf in die Fäustlestraße. Er hat mich gynäkologisch untersucht. Er sagte, es wäre alles in Ordnung und ich könne jetzt einen Termin ausmachen. Weitere Bemerkungen hat er nicht gemacht. Auch ich machte keine weiteren Bemerkungen.

Als ich mit meiner Freundin wieder auf der Straße war, begegnete uns eine Mitarbeiterin des Lebenszentrums. Sie redete mit mir und meiner Freundin. Mir wurde es kalt und ich wollte nach Hause gehen, meine Freundin sagte aber: „Diese Leute wollen dir helfen. Lass uns doch zuerst schauen, welche Hilfe die uns anbieten können!“ Ich hatte keine rechte Lust, aber wegen meiner Freundin ging ich mit in die Räume des Lebenszentrums.

Dort begegnete ich Frau Metsch. Sie fragte mich nach meiner Situation und ich erzählte ihr alle Schwierigkeiten, die es in meiner Familie gab. Wir redeten eine Weile und sie versuchte, genauso wie die andere Beraterin nach einem Weg zu suchen, wie ich das Kind behalten könnte. Sie fragte mich auch nach meinem Mann und wollte gerne auch mit ihm reden. Danach ging ich nach Hause ohne meine Meinung geändert zu haben.

Am nächsten Tag ging ich in der Nähe des Lebenszentrums spazieren in einer unbestimmten Hoffnung, noch jemandem vom Lebenszentrum zu treffen. Frau Metsch hat mich gesehen und mit Namen angesprochen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Wir saßen zusammen und redeten eine Weile. Sie bot mir etwas zu essen an. Danach ging ich nach Hause und hielt immer noch am Entschluss fest, eine Abtreibung vorzunehmen.

Zuhause angekommen, redete ich mit einer Nachbarin über mein Problem. Sie sprach mir Mut zu und wies auf ihre drei Kinder hin. Daraufhin sagte ich den Termin beim Herrn Stapf ab.

Einige Tage später ging ich mit meinem Mann ins Lebenszentrum. Frau Metsch sprach uns Mut zu und bot ihre Hilfe an. Mein Mann und ich nahmen diese Hilfe gerne an, denn allein wussten wir nicht, wie es weiter gehen sollte. Sehr oft war ich seitdem im Lebenszentrum. Frau Metsch besorgte mir die komplette Babyausstattung, den Kinderwagen, half mir bei Behördengängen und war immer für mich da, wenn ich mich aussprechen wollte.

Meine Probleme sind nicht verschwunden, aber mit ihrer Hilfe und der Hilfe von Herrn Hering und anderen Mitarbeiter des Lebenszentrums, haben mein Mann und ich die schwierigen Situationen gemeistert.

Ich liebe meine Tochter Medina über alles und ich bin Frau Metsch, Herrn Hering und allen anderen Mitarbeitern zutiefst dankbar, dass Medina leben darf. Sie ist ein wunderbares, fröhliches Kind. Ich möchte auch betonen, dass ich niemals von Frau Metsch oder anderen Mitarbeitern aggressiv angesprochen oder zu etwas gezwungen worden bin. Ganz im Gegenteil! Das sind ganz freundliche und liebenswerte Menschen.

Meiner Meinung nach soll vor jeder Klinik eine solche Hilfe wie vom Lebenszentrum angeboten werden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es viele Menschen gibt, die Hilfe brauchen und nicht wissen, wo sie sie bekommen können. Es ist so wichtig, dass man Menschen in solchen Notlagen hilft. Mir wurde im Lebenszentrum sehr geholfen und ich bin diesen Menschen für immer dankbar.